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Erkrankungen des Verdauungssystems

Bei Auftreten von gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Tieres stets den Tierarzt aufsuchen.

  • Verfärbung des  Kots


    Symptome:
    Das Schweinchen zeigt keine Symptome, die Böhnchen sind normal geformt, haben aber eine grelle lila-rote Färbung.
    Behandlung:
    Das Meerschweinchen hat zuvor Rote Bete (Randen)  zu essen bekommen. Rote Bete färben Urin und Böhnchen stark ein, was immer wieder zu Verunsicherungen beim Anfänger führt. Ist allerdings völlig unbedenklich. 🙂
    Anmerkung:
    Ist jedoch die Verfärbung auf Blut, nicht auf Futter zurückzuführen, unbedingt den Tierarzt aufsuchen. Blut im Kot kann seine Ursache  z.B. in  Tumore oder  einen Infekt (Bakterien, Viren, Einzeller) haben oder  aber auch Folge einer Vergiftung sein.

  • Durchfall / Blähungen / Verstopfung

    Symptome:
    Durchfall: matschiger bis hin zu flüssigem Kot. Geruchsintensiv.
    Blähungen/Verstopfung: aufgegaster, fester Bauch.
    In beiden Fällen meist begeleitet von den üblichen Zeichen des Unwohlseins wie gesträubtes Fell, Appetit- und Teilnahmslosigkeit.
    Ursachen:
    Durchfall und Blähungen können verschiedene Ursachen haben:
    > zuviel Futter
    > ungewohntes Futter
    > unbekömmliches oder sogar giftiges FutterHefepilz (siehe unten)
    > Kokkzidien und andere Einzeller (siehe unten)
    > WürmerReaktion auf in Medikament
    Behandlung:
    Zunächst einmal die Ernährungsgewohnheiten und das Futter (Angebot und Frische) überprüfen. Hält das Problem an bzw. kehrt es immer wieder, unbedingt den Kot untersuchen lassen.
    > Starker Durchfall bzw. starke Blähungen sind lebensbedrohlich! Daher in diesem Fall zügig eine Tierarzt-Praxis aufsuchen.
    > Bei leichten ernährungsbedingten Beschwerden die Fütterung auf Wasser, Heu und an Frischfutter lediglich ein auf wenig Karotte oder Fenchel beschränken.
    > Ist die Reaktion auf ein Medikament zurückzuführen, unbedingt Rücksprache mit dem Tierarzt halten und gegebenenfalls (bei starken Beschwerden unbedingt) das Medikament absetzen und nach Alternativen suchen.
    > Bei Verdacht auf Vergiftung unverzüglich Tierarzt aufsuchen.
    > Bei Befall durch Hefen, Kokkzidien und anderen Einzeller: siehe unten
    > Wurmbefall: Nachweis und Medikamente beim Tierarzt.

  • Hefepilz

    Symptome:
    Bei Befall von Mund und Rachen ist der süßliche Mundgeruch auffällig. Besonders oft bei Meerschweinchen anzutreffen, die schon über längerer Zeit nicht selbstständig essen und daher mit Päppelbrei gefüttert werden müssen.
    Ist der Darm betroffen äußert sich ein Befall oft  durch matschigen Kot bis hin zu Durchfall. Riecht  in der Regel auffällig stark. Auch Blähungen (Bauch ist aufgegast und hart)  treten ebenfalls häufig auf.
    Anmerkung:
    Die Symptome können allerdings auch auf andere Erkrankungen wie Befall durch  Kokkzidien oder anderen Einzellen hinweisen. Eine Kotuntersuchung ist bei länger anhaltenden Verdauungsproblemen sehr wichtig.
    Behandlung:
    Für den Nachweis von Hefepilz und um entsprechende Medikamente zu erhalten, ist ein Besuch beim  Tierarzt unumgänglich.
    Zusätzlich sollte die Darmflora z.B. durch Gabe von Bird Bene Bac unterstützt werden.
    Hefenpilz siedelt sich oft bei fehlernährten oder durch Krankheit geschwächte Meerschweinchen im Darm an. Stark zucker- und stärkehaltige Futtermittel (handelsübliche Körnermischfutter, zuckerhaltigen Leckerlis wie Drops und Knabberstangen) und Mangel an Rohfaser (Heu) begünstigen der Befall durch  Hefen. Daher die bisherigen Ernährungsgewohnheiten überprüfen.
    Näheres über die gesunde Ernährung: Fütterung, Futter.
    Ansteckungsgefahr:
    Erkrankungen durch Hefen treten normalerweise  nur bei Meerschweinchen auf, deren Abwehr- und Verdauungssystem schon geschwächt ist. Hefepilzbefall ist eher als Folgeerkrankung anzusehen.
    Vorbeugung:
    Auf eine gesunde, rohfaserreiche Ernährung achten. Zucker- und stark kohlenhydrathaltige Futtermittel vermeiden. Dies betrifft z.B.  Drops, Körner-Knabberstangen,  viele Trockenfuttermischungen (stark getreidehaltig, Zuckerzusatz), stark melassehaltiges Trockenfutter.

  • Kokkzidien und andere Einzeller

    Symptome:
    Ähnliche Symptome wie bei Hefepilzbefall.
    Es kann zu starken (oder auch gar keinen) Durchfall und/oder Blähungen kommen. Die Beschwerden treten oft schubweise auf. Daher bei immer wiederkehrenden Problemen mit der Verdauung eine Kotprobe beim Tierarzt untersuchen lassen. Behandlung
    Da Kokkzidien meist nicht durchgängig, sondern schubweise ausgeschieden werden, frische Böhnchen über mehrere Tage hinweg sammeln und bis zur Untersuchung kühl lagern. Beispielweise in einem gut verschlossenen Filmdöschen im Kühlschrank.
    Wirksame Medikamente sind nur beim Tierarzt erhältlich. Meist werden sulfonamidhaltige Präparate oder Baycox eingesetzt.
    Zusätzlich sollte die Darmflora z.B. durch Gabe von Bird Bene Bac unterstützt werden (mehr dazu hier).
    Ansteckungsgefahr:
    Kokkzidien sind stark ansteckend, daher den Kot aller Stallgenossen untersuchen lassen. Das befallene Tier bis zur Genesung von den gesunden trennen.
    Eine Übertragung auf den Menschen oder andere Haustiere ist nicht gegeben, da Kokkzidien wirtsspezifisch sind.
    Vorbeugung:
    Das sicherste ist, Neuzugänge einer Quarantäne zu unterziehen oder zumindest vor der Vergesellschaftung  den Kot vorbeugend untersuchen zu lassen.

Großenunterschiede der Köttel von männlichen/weiblichen Meerschweinchen:

Die Köttel männlicher, unkastrierte Meerschweinchen sind in der Regel deutlich länger als die der Weibchen. Köttel von Kastraten ähneln meist den der Weibche. Da ist normal, kein Anzeichen einer Erkrankung.


Geschlechtsbestimmung

Das Geschlecht eines Meerschweinchens ist schon ab dem Tag der Geburt bestimmbar. Allerdings ist bei Neugeborenen ein geübtes Auge nötig. Spätestens ab einem Alter von 3-4 Wochen sollte dem Besitzer klar sein, welches Geschlecht das Jungmeerschwein hat, da Frühentwickler zu diesem Zeitpunkt schon geschlechtsreif werden können.
Auch bei Neuerwerb eines Meerschweinchens ist es ratsam, das Geschlecht des Tieres selber noch einmal zu überprüfen. Nur zu oft werden gleichermaßen von Zoofachhandlungen sowie von Privat aus Unwissenheit Männchen als Weibchen und Weibchen als Männchen abgeben. Dies führt nur zu leicht zu Überraschungen in Form von unerwarteten Nachwuchs oder gar Komplikationen während Trächtigkeit und Geburt, sowie tot geborenen oder missgebildeten Nachwuchs.

Ist Nachwuchs gewünscht, empfiehlt es sich dringend, sich vorher ausführlich über Zuchtalter, -tauglichkeit und genetische Problematiken (Dalmatiner/Schimmel, Satin) kundig zu machen. Ebenso ist vorher zu klären, was mit den Jungtieren geschehen soll. Abgeben in Zoofachhandlungen, Tierheim oder über Anschläge im Supermarkt sind nicht unbedingt die besten Lösungen. Oft müssen die Jungtiere noch einige Wochen oder Monate versorgt werden, bis sich ein geeigneter Abnehmer findet. Sind Zeit, Platz, Geld sowie der Wille dafür vorhanden? Haushaltskasse/Taschengeld lassen sich durch Zucht und Verkauf bei tiergerechter Pflege nicht auffrischen.

Männchen/Bock:

männliches Meerschweinchen, unkastriert
männliches Meerschweinchen, kastriert
Entwicklung des Geschlechtsfeldes beim männlichen Meerschweinchen

In entspannter Verfassung sind bei geschlechtsreifen Böcken die Hoden in der Regel gut sichtbar (siehe 1. Beitragsbild). Unter Stress, wie z.B. durch Festhalten, Krankheit o.ä. können sie zurückgezogen werden. Also nicht täuschen lassen. Sofern nicht anderes vermerkt zeigen die Bilder unkastrierte Böcke.
Die Hoden sind nicht von Geburt an sichtbar, sie befinden sich zunächst noch im Bauchraum. Sie steigen in der Regel in einem Alter von 6 – 8 Wochen ab.
Der Penis liegt normalerweise zurückgezogen knapp unter der Bauchdecke, zwischen sichtbarem Geschlechtsfeld und Bauchnabel. Er ist in der Regel leicht in Form einen Stäbchens (Penisknochen) durch die Haut hindurch ertastbar.
Im Geschlechtsfeld sind lediglich die Vorhaut in Form einen exponierten Knopfes sowie die Mündung der Perinealtasche sichtbar. Bei leichtem Druck auf den Unterbauch tritt bei geschlechtsreifen Tieren der Penis hervor. Die Mündung der Harnröhre ist rund (beim Weibchen strichförmig). Der After liegt in der Hautfalte der Perinealtasche verborgen.

Zitzen weisen Weibchen wie Männchen auf. Sie können daher nicht zur Geschlechtsbestimmung herangezogen werden. Meerschweinchen haben  lediglich 1 Paar Zitzen . Sie befinden sich in etwa auf Kniehöhe.

Weibchen/Sau:

weibliches Meerschweinchen

Im Geschlechtsfeld des Weibchens ist ein wesentlich kleinerer, weit weniger exponierter Hautzipfel sowie die Mündung der Perinealtasche zu erkennen. After und Mündung des Geburtskanals liegen in der Hautfalte der Perinealtasche verborgen. Bei leichtem Druck auf den Unterbauch tritt der Bereich etwas hervor. Die Mündung der Harnröhre ist beim Weibchen strichförmig (beim Bock rund).

Auf diesem Wege nochmal vielen Dank an Nicole Kuhne (Cavialand.de), für die Präsentation und Bereitstellen der kleinen Kerlchen für diesen Beitrag.

Zusammenführung

Meist wird mit der „Hauruck-Methode“ vergesellschaftet. Das geht normalerweise problemlos und erspart den Meerschweinchen weiteres Alleinsein:

  • Der Stall des alteingesessenen Meerschweinchen wird gesäubert und nach Möglichkeit neu eingerichtet. Häuschen mit nur einem Eingang sind ungeeignet, da dort für das flüchtende Schweinchen in die Enge getrieben werden, nicht ausweichen kann. Wird ein Baby-Meerschweinchen zugesetzt, ist eine Röhre, in das nur das Kleine hinein passt von Vorteil. So kann es sich den anfänglichen Nachstellungen des „alten“ entziehen. 
  • Futter (Heu, Gemüse-Stückchen, etwas Gras, frische Knabberäste etc.) in Stall und Auslauf in kleinen Portionen an verschiedenen Stellen verteilt sorgt für die nötige Ablenkung.

Gequieke, Rennerei und evtl. Aufreiten ist anfangs völlig normal, legt sich jedoch bald. Auch gelegentliches Zähneklappern und mit aufgerissenem Mäulchen drohen ist kein Grund zur Beunruhigung.
Wenn die Meerschweinchen jedoch beginnen sich ernsthaft zu bekämpfen (richtiges Verbeißen, fliegende Haarbüschel) müssen sie sofort wieder getrennt werden. Dies kann bei erwachsenen Meerschweinchen passieren, meist nur zwischen geschlechtsreifen Böcken, sehr selten zwischen Weibchen bzw. Weibchen und Bock. Bei den letzten beiden Fällen muss die Vergesellschaftung etwas behutsamer vorgenommen werden (Beschreibung wie folgt). Geraten jedoch zwei erwachsene Böcke derart aneinander, haben weitere Versuche kaum Sinn.

Ist also das eine  Meerschweinchen etwas schwierig dem anderen gegenüber (ständiges Jagen und Zähneklappern ohne Unterlass), geht man folgendermaßen vor:

  • Zunächst wird die/der Neue einmal in einen eigenen Stall, allerdings Gitter an Gitter neben den „alten“  untergebracht. Das gibt dem neuen Mitbewohner zum einen die Möglichkeit, sich in Ruhe an die neue Umgebung zu gewöhnen, zum anderen können die beiden schon einmal Nasenkontakt zueinander aufnehmen.
  • Der nächste Schritt ist der Käfig-Tausch. Das alteingesessene Meerschweinchen wird in den neuen Stall, das neue Meerschweinchen in den alten Stall gesetzt. Die Streu wird zu dieser Gelegenheit nicht erneuert. So können sich beide mit den Geruch des anderen vertraut machen. 
  • Am folgenden Tag wird der gemeinsame Auslauf eingerichtet: diverse Hindernisse (dicke Äste, Kartons mit mind. zwei Öffnungen etc.) und Leckerchen an verschiedenen Stellen. Die Ställe bleiben geöffnet, so dass die Schweinchen nach Belieben in den eigenen/fremden Stall ein und aus gehen können.

Gruppen-Zusammensetzung

Meerschweinchen sind sehr soziale Tiere, die niemals allein gehalten werden sollten. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Geschlechterverteilung innerhalb einer Gruppe, sollen die Tiere kastriert oder nicht, müssen sie bei der Zusammenführung jung oder können sie auch schon erwachsen sein.

Zunächst muss immer einwandfrei geklärt sein/werden, welches Geschlecht das/die schon vorhandene/n Tier/e haben. Ebenso müssen Neuzugänge vor dem Einsetzen in die Gruppe nochmals genau überprüft werden. Gerade bei Käufen von Tieren in Zoofachhandlungen oder von weniger erfahrenen Haltern, gibt es diesbezüglich immer wieder unliebsame Überraschungen.
 

Mehr zum Thema: Geschlechtsbestimmung

Folgende Konstellationen haben sich in der Meerschweinchen-Haltung bewährt:
 

  • Reine Weibchen-Gruppe:

    Diese Konstellation ist am weitesten verbreitet.
    Bei Meerschweinchen-Weibchen spielt das Alter des schon vorhandenen Tieres bzw. des Neuankömmlings meist kaum eine Rolle. Man sollte allerdings vermeiden „charakterliche Extreme“ in einen Stall zu setzen. Andernfalls wird das besonders „freche“ das besonders „sanfte“ Meerschwein mit Vorliebe traktieren. Es passiert zwar nicht wirklich etwas, jedoch wirkt das lange, durchdringende Abwehr-Fiepen des belästigten Schweinchens auf den Halter ziemlich entnervend! In Weibchen-Gruppen geht es in der Regel recht ruhig zu, wobei das Hauptinteresse scheinbar dem Futter gilt. Das kann sich schlagartig ändern, sobald eine der Damen aufnahmebreit ist bzw. wird (ca. alle 14 – 17 Tage für ein paar Stunden). Dann kann es sein, dass eigentlich bocktypisches Werbeverhalten („Brommseln“, wiegender Hintern, bedächtiger Stelzschritt) und Aufreiten zu beobachten ist. Meist geht dieses Verhalten von dem Weibchen aus, das „heiß“ ist/wird.
     
    • Duo oder Gruppe
      Beides ist möglich. Größere Gruppen (ab 5 etwa) sind jedoch zumeist harmonischer und zudem aktiver. Die Anzahl, ob gerade oder ungerade, spielt keine Rolle.

       
  • Reine Bock-Gruppe:
    Bei Böcken ist die Vergesellschaftung mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen etwas komplizierter, aber selten unmöglich. Fingerspitzengefühl, Geduld und Beobachtungsgabe sind gefragt.
    Am besten und einfachsten ist es, dem vorhanden Bock, egal welchen Alters,  ein Babyböckchen (4 bis 8 Wochen alt) zur Gesellschaft zu geben. 
    Die Vergesellschaftung zweier erwachsener Böcke ist zwar auch möglich, dem Anfänger allerdings nicht zu empfehlen. Hier spielen der Charakter, Sozialisation (im besten Falle sind beide schon in einer Bock-Gruppe aufgewachsen) und nicht zuletzt gegenseitige Sympathie sowie das Platzangebot eine wichtige Rolle.

    Das Zugesellen eines weiteren (Baby-) Bocks in eine schon gefestigte Erwachsenen-Gruppe ist nicht zu empfehlen, da dadurch das Gruppen-Gefüge meist gekippt wird und wieder ganz neu aufgebaut werden muss. Das kann damit enden, dass die bisherige Harmonie völlig zerfällt und Böcke, die sich vorher prächtig verstanden, sich nun bis auf das Blut bekämpfen! Ganz wichtig ist es, dass eine Bockgruppe keinen Kontakt zu Weibchen haben darf. Damit stellt man die Männerfreundschaft auf eine harte Probe, meist endet sie in bösen Beißereien. Bock-Gruppen zeigen im Vergleich zur reinen Weibchen-Gruppe mehr Verhaltensweisen, wirken wesentlich aufgeweckter und temperamentvoller. Es wird imponiert, geworben und viel „erzählt“, es werden Rennen veranstaltet und  Schein-Gefechte ausgetragen. Oft sind es gerade die Böcke, die durch ihr „mutiges“ Verhalten schnell handzahm werden und sich von sich aus auch gerne mal am Köpfchen kraulen lassen.
    • Kastration bei reinen Bockgruppen – Ja oder Nein?
      Das Kastrieren der Böcke wirkt sich entgegen der landläufigen Meinung durchaus auf das Wesen aus. Kastraten sind in der Regel deutlich ruhiger und ausgeglichener, auch im Umgang mit anderen Jungs.

      Bei jung kastrierten Böcken fällt es meist weniger auf, da sie noch in der Entwicklung sind. Sowohl körperlich, als auch vom Verhalten her. Erwachsene, im Wesen schon gefestigte Böcke reagieren teils schon kurz nach der Kastration deutlich entspannter.
      Kastraten behalten ihr Bockverhalten bei, sie wissen nach wie vor was sie sind, sind allerdings in der Regel weit weniger explosiv.
       
    • Duo oder Gruppe?
      Duos klappen im Normalfalls auch unkastriert gut, ab dem dritten Bock wird es oftmals schwierig. Einer macht immer auf dicke Hose und mischt früher oder später den Rest der Mannschaft auf.
      Auf Dauer würde ich bei einer 2+x-Konstellation zur Kastration aller Böcke raten, sobald es anhaltend unruhig in der Gruppe wird.
      Entgegen oft gegebenem Rat, bitte nicht erst abwarten, bis sie sich ernsthaft verletzen! Zum einen, um unnötige schwere Verletzungen zu vermeiden, zum anderen um ein gänzliches Kippen der Stimmung innerhalb der Gruppe zu verhindern. Ist dies der Fall ist ein weiteres Zusammenhalten auch nach der Kastration der Jungs wenig Erfolg versprechend.
       
    • Anhaltender Streit. Was nun?
      Kleinere Geplänkel mit viel Lärm aber ohne Bissverletzungen sind normal und verlangen kein Eingreifen. Kommt es jedoch immer wieder zu Bisswunden oder gar zu einer handfesten Rauferei, sollte zu Gunsten der Tiere entschieden und getrennt werden. Mit diesen Tieren entweder einen Neustart mit anderen (Jung-) Böcken, kastriert oder unkastriert, wagen oder nach Kastration und Abwarten der nötigen Frist (4-6 Wochen) einem oder mehrere Weibchen zugesellen. Integrieren in eine schon vorhanden Haremsgruppe (Weibchen mit einem oder mehr Bock/Böcken) ist ebenfalls denkbar.

       
  • Gemischtgeschlechtliche Gruppe/Harmesgruppe:
    Optimal ist  eine gemischte Gruppe mit einem Bock und einem oder mehreren Weibchen. Unter bestimmten Voraussetzungen sind ebenfalls Harmesgruppen mit mehreren kastrierten Böcken durchaus möglich.
    In Harmesgruppen ist immer etwas los! Das gesamte Verhalten und sämtliche Lautäußerungen wozu ein Meerschweinchen fähig ist, können beobachtet/vernommen werden. Zänkische Weibchen werden verträglich, rauflustige Böcke charmant und nachsichtig.


    • Wann darf der Kastrat zu seinen Mädels?
      Eine wichtige Voraussetzung dieser Gruppenhaltung ist, dass der Bock schon Wochen (4-6), bevor er zu dem/n Weibchen gesetzt wird, kastriert worden ist! Andernfalls kommt es zu unkontrollierter Vermehrung der Meerschweinchen, die weder der Gesundheit der Tiere (speziell natürlich der Weibchen) noch dem Halter (kostet jede Menge Zeit, Platz und Geld) zuträglich ist!
       
    • Mehrere Kastraten in eine Harmesgruppe. Ist das möglich?
      Unter bestimmten Voraussetzungen ist ebenso eine harmonische Eingliederung mehrerer Kastraten möglich. Hierbei müssen allerdings einige Dinge beachtet werden:
       
      • Abwarten der Nach-Kastrationsfrist von 4, besser 6 Wochen
        Diese Frist muss mindestens abgewartet werden, um die Rest-Deckfähigkeit des Kastraten auszuschließen. Zudem kommt, dass die Kastraten mit verstreichen der Zeit bockverträglicher werden. Ab einem halben Jahr seit Kastration, ist kaum noch mit größeren Problemen bei der Eingliederung zu erwarten.
        Das Alter spielt eigentlich keine Rolle, jung wie alt ist gleichermaßen möglich. Sehr von Vorteil ist jedoch eine vorangegangene gute Sozialisation, was besonders durch Aufwachsen in einem Bockrudel gegeben ist.
         
      • großflächiges Platzangebot
        Die Tiere müssen sich ausweichen können! Die gängigen Käfige und Regalbauten mit einer Tiefe von 60 cm sind dafür vollkommen ungeeignet. Eine Mindestgrundfläche von 1.50 m x 2 m (am Stück, nicht aufaddiert) für eine kleine Gruppe mit 2 Kastraten sollte gegeben sein. Je größer die Fläche, desto besser.
         
      • reichlich Rückzugsmöglichkeiten
        Ohne ausreichend Rückzugsmöglichkeiten (vorzugsweise großflächige Unterstände statt Häuschen) nutzt die größte Stallfläche nichts. Dies gilt nicht nur für Mehrkastraten-Gruppen, sondern generell.
         
      • ausgewogenes Geschlechterverhältnis
        Zumindest zu Beginn der Mehrkastraten-Haremsgruppe muss die Anzahl der Weibchen die der Männchen deutlich übersteigen. Ist das Kastraten-Team schon über lange Zeit zusammen gewachsen, spielt das Verhältnis keine große Rolle mehr.
         
      • nichts erzwingen
        Kommt es trotz allem zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Kastraten muss zunächst getrennt werden. Ein weiterer Versuch einige Wochen später und nach nochmaligen Überprüfen und eventuell nötigem Nachbessern der tierischen Wohnsituation, kann die Zusammenführung wiederholt werden. Keine Einzelhaltung bis zum erneutem Versuch.

        Gehege-Beispiel für die Haltung einer Mehr-Kastraten-Haremsgruppe:
        > Zimmergehege
         
    • Weibchen kastrieren lassen?
      Die Kastration (Entnahme der innern Geschlechtsorgane) wird nur bei medizinisch angezeigten Fällen vorgenommen. Dies können Gebärmutter-Vereiterungen, entartete Ovarialzysten etc. sein. Dies stellt einen schweren, nicht selten tödlich endenden  Eingriff (Bauch-Operation) für das Tier dar  und wird nicht zur Verhinderung ungewollten Nachwuchs vorgenommen. Die Kastration der männlichen Tiere (Entfernung der Hoden) ist vergleichsweise wesentlich  unkomplizierter, wenn auch hier nicht ohne Risiko für das Tier.
       
    • Zucht?
      Auch die kontrollierte Zucht ist gut zu überdenken! Junge Meerschweinchen sind selten so leicht unterzubringen, wie der begeisterte Halter vorher denkt. Auch wenn es sich nur um einen einzigen Wurf handelt. Viele Dinge sind vorher zu bedenken und zu erlernen!

      Ist Nachwuchs gewünscht, empfiehlt es sich dringend, sich vorher ausführlich über Zuchtalter, -tauglichkeit und genetische Problematiken (Dalmatiner/Schimmel!) kundig zu machen. Ebenso ist vorher zu klären, was mit den Jungtieren geschehen soll. Abgeben in Zoofachhandlungen, Tierheim oder über Anschläge im Supermarkt sind nicht unbedingt die besten Lösungen. Oft müssen die Jungtiere noch einige Wochen oder Monate versorgt werden, bis sich ein geeigneter Abnehmer findet. Sind Zeit, Platz, Geld sowie der Wille dafür vorhanden? Bei tiergerechter Haltung lässt sich die Haushaltskasse / dasTaschengeld kaum durch Verkauf von Nachzuchten auffrischen.

Kastration / Sterilisation

Die Tragzeit beim Meerschweinchen beträgt etwa 10 Wochen, die  Wurfgröße meist 1-4 Jungtiere, Wurfstärken bis 10 Jungtiere sind mir allerdings ebenfalls bekannt. Die Weibchen können schon kurz nach der Geburt erneut aufnehmen.
Um bei gemischtgeschlechtlicher Haltung eine Nachwuchsschwemme zu vermeiden, ist die Kastration des Bockes bzw. der Böcke daher dringend zu empfehlen.

Kastration:
Es werden die Hoden bzw. die Eierstöcke (meist inklusive Gebärmutter) entfernt.

  • Bock (Männchen):
    Kastrationen werden normalerweise beim Bock vorgenommen, um ungewollten Nachwuchs zu vermeiden und ihnen ein arttypisches Leben innerhalb einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe zu ermöglichen.

    Meist wird die Kastration ab einem Alter von 4 Monaten und einem Gewicht von mindestens 800 g durchgeführt. Frühkastrationen an wesentlich jüngeren Jungtieren sind zwar möglich, aber unüblich.

    Bei der späteren Vergesellschaftung mehrerer Kastraten spielt der Zeitpunkt der Kastration keine Rolle, wichtiger sind hierbei vielmehr gute Sozialisation (Aufwachsen in einer Bockgruppe) und ausreichendes Platzangebot.

    Verhalten:
    Böcke werden nach einer Kastration, oft sogar schon unmittelbar danach, meist friedfertiger im Umgang mit ihren Geschlechtsgenossen. Der Geschlechtstrieb gegenüber den Weibchen bleibt im Wesentlichen erhalten.
     
  • Sau (Weibchen):
    Weibchen werden zu diesem Zweck nicht kastriert, da der Eingriff erheblich aufwendiger, kostspieliger und vor allem risikoreicher und schwerer zu verkraften für das Tier ist.
    Eine Kastration des weiblichen Tieres ist nur dann sinnvoll, wenn sie durch eine Erkrankung medizinisch notwendig ist.

Sterilisation:
Hier werden lediglich Samen- bzw. Eileiter durchtrennt. Hoden bzw. Eierstöcke/Gebärmutter werden nicht entfernt. Das geschlechtsspezifische Verhalten bleibt dadurch unverändert.

  • Bock:
    Böcke könnten, um unkontrollierten Nachwuchs zu vermeiden, ebenso sterilisiert werden. Der Eingriff ist jedoch aufwendiger und im Ergebnis unsicherer als eine Kastration, da trotz allem die Möglichkeit besteht, dass die Samenstränge wieder zusammen wachsen.
     
  • Sau:
    Weibchen könnten, um unkontrollierten Nachwuchs zu vermeiden, ebenso sterilisiert werden. Der Eingriff ist jedoch aufwendiger und risikoreicher als die Kastration beim Bock.

Einstreu

Einstreu-Arten:

Zeichenerklärung:
völlig ungeeignet / o ungeeignet / + bedingt geeignet / ++ gut / +++ sehr gut

  • Klumpstreu (Katzenstreu)

    Gänzlich ungeeignet, sogar lebensgefährlich!
    Gefressene Streu klumpt im Magen, woran das Meerschweinchen elendig zugrunde gehen kann!
    Nicht kompostierbar -> gehört in den Restmüll.

  • Heu

    Als Einstreu völlig ungeeignet, da es schlecht aufsaugt und schnell zu müffeln beginnt.
    Heu ist Futtermittel, keine Einstreu.
    Läßt sich gut kompostieren.

  • Stroh o

    Als alleinige Einstreu ungeeignet, da es schlecht aufsaugt und schnell zu müffeln beginnt.
    Gut als Überstreu. Lässt sich gut kompostieren.

  • Leinstreu +

    Als alleinige Einstreu ungeeignet, da es schlecht aufsaugt und schnell zu müffeln beginnt. Durch die Kleinfasrigkeit ziemlich „krümelintensiv“.
    Gut in Kombination mit anderen Einstreuarten.
    Lässt sich gut kompostieren.

  • Hanfstreu +

    Als alleinige Einstreu ungeeignet, da es schlecht aufsaugt und schnell zu müffeln beginnt. Nicht so krümelig wie Lein, außerdem weniger Streuvolumen als bei Lein nötig.
    Gut in Kombination mit anderen Einstreuarten.
    Lässt sich gut kompostieren.
    Nachtrag:
    Da sich seit Gebrauch der Hanfstreu bei mir Probleme mit Entzündungen/Abszesse  im Maulbereich (vorwiegend die Nagezähne betreffend) gemehrt haben, benutze ich diese  Streu nicht mehr. Ich vermute zumindest ein Teil der Entzündungen rührte daher, dass sich die Meerschweine bei der Nahrungsaufnahme Streu in das Zahnfleisch gespießt haben.

  • Strohstreu ++

    Als alleinige Einstreu brauchbar. Saugt schlechter als Holzstreu, aber besser als Hanfstreu z.B.. Beginnt leider schnell zu müffeln. Deutlicher Strohgeruch auch im frischen Zustand, kann als störend empfunden werden.
    Lässt sich sehr gut kompostieren.

  • Holzstreu (Kleintierstreu / Pferdestreu) ++

    Gute Saug-Eigenschaften, staubt allerdings teils ganz unglaublich (auch die sog „staubfreie“ Streu).
    Lässt sich schlecht kompostieren.

  • Strohpellets ++

    Als alleinige Einstreu wenig geeignet (da sehr große Brocken, hart und rutschig), jedoch hervorragende Saugeigenschaften. Guter Geruchsbinder, jedoch nicht ganz so gut wie Holzpellets. In Kombination mit anderen Einstreuarten sehr gut geeignet und gering im Verbrauch.
    Lässt sich sehr gut kompostieren.

  • Holzpellets ++

    Als alleinige Einstreu bedingt geeignet (da sehr hart und rutschig), jedoch hervorragende Saugeigenschaften. Guter Geruchsbinder. In Kombination mit anderen Einstreuarten hervorragend geeignet und gering im Verbrauch.
    Lässt sich kompostieren.

Streu-Kombinationen:

  • Holz-/Strohpellets + Holzstreu:
    Holz- bzw.  Strohpellets und Holzstreu mischen.
    Saugt gut und bindet sehr gut Geruch. Staubt allerdings. Schlecht kompostierbar.
    Tipp: Die Holzpellets als dünne Lage  über das Holzstreu verteilen.

  • Holzpellets + Hanf-/Leinstreu:
    Zuunterst einen dünne Lage Holzpellets, darüber eine Schicht Hanf-/Leinstreu.
    Das Hanf/Lein leitet den Urin weitgehend nach unten, wo er dann von den Pellets aufgesaugt wird.
    Geruchsarm, gut kompostierbar, geringes Mistvolumen (v.a. mit Hanf).
    Tipp: Bei dieser Kombination die Holzpellets am besten als dünne Lage unter das Hanf/Lein einbringen.

  • Holzpellets + Holz-/Hanf-/Leinstreu + Stroh:
    Optisch angenehm (die Böhnchen rutschen in die unteren Schichten) und für die Schweine besonders interessant, ist eine abschließende Lage aus weichem Stroh.
    Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass keine nassen Stellen im Stroh entstehen, da es dann schnell zu gammeln/müffeln anfängt.
    Verringert ein wenig das Hinausfallen/-werfen von Streu durch sprintende Meerschweine.

    Anmerkung:
    Die Kombi-Empfehlung beruht auf eigene Erfahrung. Was man letztendlich für sich selbst als beste Lösung empfindet, liegt in der Natur des Einzelnen.

Reinigung

  • Wie häufig und womit?

    Neben der regelmäßigen Fütterung ist natürlich auch eine regelmäßige Reinigung des Meerschweinchen-Behausung wichtig. Je nach Größe des Stalles und Besatzdichte, kann das Misten zwischen 2x pro Woche oder längstens (!) alle 10 Tage (bei wenig Schweinen mit viel Platzangebot) notwendig werden.

    Um die gebrauchte Einstreu aus großen und schweren Ställe auszuräumen, leisten Handfeger und Kehrschaufel gute Dienste. Einfach die Streu mit dem Schaufel ausheben, in einen großen Plastiksack oder Eimer geben. Die verbliebene Streu ausfegen. Anschließend Stall (Boden, Wände) und Einrichtungsgegenstände (Häuschen, Raufe etc.) mit heißem Wasser + einem Schuss Essigreiniger und einem Topfschwämmchen gründlich säubern.
    Hängematten, Kuschelröhren und ähnliche Sachen gut ausschütteln, von anhaftender Streu befreien und gründlich Waschen.
    Nach Abtrocknen des Stalls wird frisch eingestreut, eingerichtet, frisches Heu und Wasser eingefüllt.

    Tipp:
    Am besten gewöhnt man sich feste Tage und Zeiten an.
    Bei mehreren Ställen ist es einfacher die Misttage auf verschiedene Tage zu legen und nicht alles in einer großen Hauruck-Aktion zu erledigen zu wollen. So erspart man sich stundenlanges Schrubben, was auf die Dauer nun nicht unbedingt den Spaß bringt. Lieber öfter mal eine halbe Stunde. Ist schnell zwischendurch erledigt und fällt arbeitstechnisch kaum ins Gewicht.
  • Und wohin mit dem ganzen Mist?


    Für die Entsorgung des gebrauchten Einstreu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
    – hauseigene Tonne (Bio- oder Restmüll, von Stadt/Gemeinde zu Stadt/Gemeinde verschieden geregelt)
    – hauseigener Komposthaufen
    – Restmüll-/Wertstoffanlage
    – Misthaufen von Bauern-/Reiterhöfen (nach Absprache natürlich)

Nicht zu vergessen:
In der Regel stellt auch die Entsorgung der verschmutzen Streu einen festen Kostenposten in der Meerschweinchen-Haltung dar, ebenso wie der Neukauf oder die Futterbeschaffung.

Fütterung

Die Fütterung an sich sollte zu festgelegten Zeiten erfolgen.
Meerschweinchen gewöhnen sich sehr schnell an feste Essenszeiten. Das erfordert zwar etwas eigene Disziplin, hat aber den positiven Nebeneffekt, das die Kleinen nicht rund um die Uhr und sobald sie ein „verdächtiges“ Geräusch hören lauthals zu Quieken beginnen. Das ist zwar einerseits ganz niedlich, kann aber auf Dauer doch etwas nerven. Zumal der eine oder andere ein wenig Rücksicht auf möglicherweise etwas geräuschempfindliche Familienmitglieder/Nachbarn nehmen muss.
Natürlich kommen geregelte Fütterzeiten nicht nur den Nerven der näheren Umgebung, sondern in erster Linie der Gesundheit unserer verfressenen,  kleinen Strolche zu Gute.
 

Falls mittags keine Fütterung möglich ist, kann man stattdessen morgens, mind. eine halbe Stunde nach dem Auffüllen der Heuraufe, das Frischfutter reichen.
Letztendlich wären viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt für die Meerschweinchen am besten, allerdings wird kaum jemand die Möglichkeit dafür haben

die wichtigsten Futterregeln kurz zusammengefasst:

  • Heu muss immer zur Verfügung stehen (reguliert die Verdauung, sorgt für gesunden Abrieb der Zähne)
  • Wasser muss immer zur Verfügung stehen
  • Körnermischungen nur sparsam geben
  • Frischfutteranteil sollte etwa bei 8-10% /kg Körpergewicht liegen
  • (d.h. ein 1 kg-Meerschweinchen bekommt ca. 80-100 g Frischfutter)
  • Schwerpunkt an Frischfutter soll  bei Gras/Gemüse liegen
  • Obst nur sparsam geben (Zuckergehalt kann der Verdauung schaden)
  • Zweige und Äste (v.a. von Laubgehölzen) sind gesunde Knabbersachen, sorgen aber nicht ausschlaggebend für den gesunden Abrieb der Schneide- und Backenzähne. Heu ist auch in dieser Hinsicht unerlässlich.
  • Keine plötzlichen Futterumstellungen (v.a. was die Menge anbelangt)
  • Am besten die Fütterung nach Saison-Gemüse richten. Bekommt sowohl der Tier-Gesundheit, da das Futter nicht abgelagert und daher vitaminreicher ist, als auch dem Geldbeutel (dem Angebot entsprechend günstiger)

Fütterungsempfehlung:

  • morgens:
    Heu auffüllen + Wasser überprüfen
    Heu sollte zwar durchgehend vorhanden sein, frisch aufgefülltes ist allerdings prinzipiell immer „besser“, daher beginnen die Schweinchen auch gleich zu futtern. Dies ist wichtig, um eine solide „Grundlage“ für das später folgende Frischfutter zu bilden.
  • mittags:
    Frischfutter + Heu auffüllen
    Mehr als drei verschiedene Futtersorten sollten nicht auf einmal gegeben werden. Besser ein oder zwei von einer Sorte. Andernfalls zieht man sich mäkelige Schweinchen heran, die sich an der einen Sorte satt fressen, den Rest im Streu liegen lassen, wo es bald verschmutzt.
    Bei mehreren Meerschweinchen ist es empfehlenswert „großes“  Futter (Karotten, Äpfel etc.) in kleine Stücke zu zerteilen. So bekommt jedes seinen Anteil und Streitereien um das beste Stück unterbleiben
  • abends:
    evtl. noch etwas Frischfutter + Trockenfutter
    + frisches Wasser + Heu auffüllen
    Frisch-  und Trockenfutter am besten zeitlich versetzt reichen. Das Frische am frühen Abend, das Trockenfutter 1-2 Stunden später, beispielsweise.
    Das Wasser muss täglich aufgefrischt, Napf oder Tränke (wie auch die Futterschüsseln) gereinigt werden.

Futter

Mengenangaben bezüglich Frisch- und Trockenfutter beziehen sich auf Tiere in Innenhaltung. Meerschweinchen in (v.a. winterlichen) Außenhaltung muss  mehr zur Verfügung gestellt werden, da der Energiebedarf dieser Tiere den Umständen entsprechend höher ist!

  •   Wasser
    Frisches, sauberes Wasser muss (!) immer zur freien Verfügung stehen!
    Auch wenn das eigeneMeerschweinchen scheinbar kein bzw. kaum Wasser zu sich nimmt, muss immer die Möglichkeit der Wasseraufnahme bestehen!
  • Heu

    Heu ist  Grund- und Hauptfutter!
    Es muss von guter Qualität (aromatisch, grünlich, nicht staubig oder gar muffig) und ständig in ausreichender Menge für die Meerschweinchen verfügbar sein! Heu ist für den (auf rohfaserreiche Kost ausgelegten) Verdauungsapparat und die Zahngesundheit (gesundes Wachstum und richtiger Abrieb) enorm wichtig.
    Knabberhölzer spielen in Hinblick auf den richtigen Abrieb der (lebenslang nachwachsenden) Zähne kaum eine Rolle.
    PS: Entgegen der landläufigen Ansicht hat auch Heu Nährwert!
  • Frischfutter

    Vitaminreiches Frischfutter dient der Ergänzung!
    Es muss täglich frisch angeboten werden, darf jedoch nicht in Unmengen oder gar ausschließlich  gefüttert werden, da zum einen die Verdauung ins Ungleichgewicht geraten kann und zum anderen zwangsweise weniger Heu aufgenommen wird. Langfristig kann sich übermäßige Frischfutter-Fütterung ungünstig auf die so lebenswichtige Zahngesundheit auswirken.
    Empfohlen wird 80 bis 100 g pro ausgewachsenem Meerschweinchen. Geeignetes Frischfutter sind Gräser, diverse. Kräuter und Gemüse-, sowie einige Obstsorten. Das Futter darf weder von Straßenrändern, noch von Hunden/Wildkaninchen stark frequentierten oder frisch/stark gedüngten Wiesen stammen. Obst und Gemüse sollte vor dem Verfüttern gut gewaschen werden. Gras/Kräuter/Gemüse sollte bevorzugt, Obst (meist sehr süß) nur nebenher gegeben werden. Klee und Kohlarten zu Beginn vorsichtig füttern, da einige Sorten blähend wirken können.
  • Trockenfutter
    Trockenfutter (Körnermischung/Pellet) ist Beifutter und nimmt den geringsten Teil des Futterangebots ein.
    Körnermischungen dürfen nicht ausschließlich bzw. als Hauptfutter angeboten werden. Zum einen sind sie zu nahrhaft (schadet dem Verdauungssystem, führt zur Verfettung und deren Begleiterscheinungen wie z.B. Ballensabszesse), zum anderen kann überwiegende Trockenfutter-Fütterung zu lebensbedrohlichen Zahnfehlstellungen führen.


    Besser noch als Körnermischungen eignen sich spezielle Meerschweinchen-Pellet, da sie meist eine ausgewogenere Zusammensetzung aufweisen. Darüber hinaus ist es den Meerschweinchen nicht möglich spezielle Futterteile auszulesen, wobei weniger Beliebtes liegen gelassen werden. Man sollte jedoch beachten, daß die Pellets möglichst wenig bis gar keine Melasse (zuckerhaltig) enthalten.
    Empfohlen wird nicht mehr als 1 TL pro Tier und Tag.


    Des weiteren kann das Angebot durch Trockengemüse/-kräuter pur und/oder  -Mischungen mit verschiedenen Pellet-Sorten erweitert werden. Es besteht auch oft die Möglichkeit (z.B. bei www.cavialand.de) sich Mischungen nach eigenem Wunsch zusammenstellen zulassen.

    Beispiele verschiedener Pellet-Sorten und anderer Futtermittel  zum untermischen:
    Karotten-Pellets Junior-Pellets Kräuter-Pellets Petersilie-Pellets Sellerie-Pellets Erbsenflocken
  • Leckerlis und Knabberzeug
    Zwischendurch ein Leckerli fördert die „Freundschaft“. 
    Als Leckerli ist alles erlaubt was sonst auch auch dem Futterplan steht. Frische Gemüse-/Obststückchen sind immer gern gesehene Häppchen für zwischendurch. Auch manch eine Pellet-Sorte wird gern genommen.
    Wichtig ist, dass die Leckerlis weder zucker- und/oder molkehaltig, noch extrem fettig sind! Dinge wie Joghurtdrops, Nagerschokolade oder ähnliches sind völlig ungeeignet.
    Dasselbe gilt für die pappsüßen, extrem nahrhaften Knabberstangen (übersät mit Körnern, Sonnenblumenkernen, Nüssen und irgendwelchen Bäckereinebenerzeugnissen). Eine sinnvollere, gesündere und meist lieber genommene Alternative zu den sog. Knabberstangen sind frische (!) Äste/Zweige (mit Blättern) von Haselnuss und Apfelbaum. Alte, abgelagerte Zweig-Bündel aus dem Zoohandel hingegen sind ihr Geld nicht werd. Sie werden so gut wie überhaupt nicht angerührt.

    Hartes Brot ist im Grunde auch kaum zur Nahrungsergänzung geeignet, schon gar nicht „für den Zahnabrieb“ (wie man so häufig hört/liest). Wenn getrocknetes Brot gegeben wird, dann nur hin und wieder als kleine Stückchen. Das Brot darf keinesfalls verdorben (Schimmel) sein, da dies zu Vergiftungen führt. 
  • Salz- und Knabbersteine
    Ein Salzleckstein kann, muss jedoch nicht angeboten werden. 
    Falls ein solcher Stein im Stall angebracht wird, muss sorgsam darauf geachtet werden, ob nicht eines der Schweinchen übermäßig davon Gebrauch macht! Teilweise kann sich eine Art „Lecksucht“ entwickeln. Dabei wechselt das Schweinchen mit Ausdauer zwischen Salzstein und Tränke. Wird ein solches Verhalten beobachtet muß der Stein umgehend entfernt werden, ehe gesundheitliche Schäden daraus entstehen. Die als „Knabbersteine“ deklarierte kalkhaltigen Steine sind im Meerschweinchenstall gänzlich überflüssig, da sie als solche nicht angenommen werden.

Perinealtasche

  • Der Lageplan

    Eine Frage, die man häufig hört: „Wo ist denn nun eigentlich diese Perinealtasche?“ Hier ist der Lageplan!
    Meist wird die Öffnung mit dem After verwechselt, welcher jedoch zunächst in die Perinealtasche mündet. In der Perinealtasche sind zwei Drüsen verborgen, die ein weiß bis gelbliches, sehr fettiges, intensiv duftendes Sekret produzieren. Dieses Sekret dient der innerartlichen Kommunikation. Untergründe werden damit markiert in dem das Tier den Po auf den Boden drückt und ein kleines Stück nach vorne rutscht. Dieses Verhalten zeigen beide Geschlechter, dies ist jedoch bei unkastrierten Böcken wesentlich  häufiger zu beobachten als bei Kastraten und Weibchen.
    Die Perinealtasche ist bei unkastrierten sowie erst im Erwachsenenalter (> 1 1/2 Jahre) kastrierten Böcken wesentlich deutlicher ausgeprägt. Bei Weibchen und jung kastrierten Böcken sitzt die Haut der Tasche wesentlich straffer, die Tasche entsprechend kleiner.
    Durch das Markierverhalten (Po-Rutschen) kann sich einiges an Streu, Erde oder Haare in der Tasche ansammeln und durch das Sekret zu einen festen Klumpen verkleben. Daher ist es notwendig, hin und wieder einen kritischen Blick auf und in die Tasche zu werfen und – wenn nötig –  zu säubern. Ohrenstäbchen und Babyöl leisten gute Dienste.
     
  • Einblick

    Um Duftstoffe abzugeben (beim „Brommseln“ sowie Markieren) wird die äußere Hautfalte der Tasche zur Seite gezogen und die Perinealdrüsen frei gelegt.
     
  • in Aktion

    Emili und Don Pedro können euch noch ein wenig mehr von der Perinealtasche und deren Funktionsweise erzählen bzw. zeigen.