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Gruppen-Zusammensetzung

Meerschweinchen sind sehr soziale Tiere, die niemals allein gehalten werden sollten. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Geschlechterverteilung innerhalb einer Gruppe, sollen die Tiere kastriert oder nicht, müssen sie bei der Zusammenführung jung oder können sie auch schon erwachsen sein.

Zunächst muss immer einwandfrei geklärt sein/werden, welches Geschlecht das/die schon vorhandene/n Tier/e haben. Ebenso müssen Neuzugänge vor dem Einsetzen in die Gruppe nochmals genau überprüft werden. Gerade bei Käufen von Tieren in Zoofachhandlungen oder von weniger erfahrenen Haltern, gibt es diesbezüglich immer wieder unliebsame Überraschungen.
 

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Folgende Konstellationen haben sich in der Meerschweinchen-Haltung bewährt:
 

  • Reine Weibchen-Gruppe:

    Diese Konstellation ist am weitesten verbreitet.
    Bei Meerschweinchen-Weibchen spielt das Alter des schon vorhandenen Tieres bzw. des Neuankömmlings meist kaum eine Rolle. Man sollte allerdings vermeiden „charakterliche Extreme“ in einen Stall zu setzen. Andernfalls wird das besonders „freche“ das besonders „sanfte“ Meerschwein mit Vorliebe traktieren. Es passiert zwar nicht wirklich etwas, jedoch wirkt das lange, durchdringende Abwehr-Fiepen des belästigten Schweinchens auf den Halter ziemlich entnervend! In Weibchen-Gruppen geht es in der Regel recht ruhig zu, wobei das Hauptinteresse scheinbar dem Futter gilt. Das kann sich schlagartig ändern, sobald eine der Damen aufnahmebreit ist bzw. wird (ca. alle 14 – 17 Tage für ein paar Stunden). Dann kann es sein, dass eigentlich bocktypisches Werbeverhalten („Brommseln“, wiegender Hintern, bedächtiger Stelzschritt) und Aufreiten zu beobachten ist. Meist geht dieses Verhalten von dem Weibchen aus, das „heiß“ ist/wird.
     
    • Duo oder Gruppe
      Beides ist möglich. Größere Gruppen (ab 5 etwa) sind jedoch zumeist harmonischer und zudem aktiver. Die Anzahl, ob gerade oder ungerade, spielt keine Rolle.

       
  • Reine Bock-Gruppe:
    Bei Böcken ist die Vergesellschaftung mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen etwas komplizierter, aber selten unmöglich. Fingerspitzengefühl, Geduld und Beobachtungsgabe sind gefragt.
    Am besten und einfachsten ist es, dem vorhanden Bock, egal welchen Alters,  ein Babyböckchen (4 bis 8 Wochen alt) zur Gesellschaft zu geben. 
    Die Vergesellschaftung zweier erwachsener Böcke ist zwar auch möglich, dem Anfänger allerdings nicht zu empfehlen. Hier spielen der Charakter, Sozialisation (im besten Falle sind beide schon in einer Bock-Gruppe aufgewachsen) und nicht zuletzt gegenseitige Sympathie sowie das Platzangebot eine wichtige Rolle.

    Das Zugesellen eines weiteren (Baby-) Bocks in eine schon gefestigte Erwachsenen-Gruppe ist nicht zu empfehlen, da dadurch das Gruppen-Gefüge meist gekippt wird und wieder ganz neu aufgebaut werden muss. Das kann damit enden, dass die bisherige Harmonie völlig zerfällt und Böcke, die sich vorher prächtig verstanden, sich nun bis auf das Blut bekämpfen! Ganz wichtig ist es, dass eine Bockgruppe keinen Kontakt zu Weibchen haben darf. Damit stellt man die Männerfreundschaft auf eine harte Probe, meist endet sie in bösen Beißereien. Bock-Gruppen zeigen im Vergleich zur reinen Weibchen-Gruppe mehr Verhaltensweisen, wirken wesentlich aufgeweckter und temperamentvoller. Es wird imponiert, geworben und viel „erzählt“, es werden Rennen veranstaltet und  Schein-Gefechte ausgetragen. Oft sind es gerade die Böcke, die durch ihr „mutiges“ Verhalten schnell handzahm werden und sich von sich aus auch gerne mal am Köpfchen kraulen lassen.
    • Kastration bei reinen Bockgruppen – Ja oder Nein?
      Das Kastrieren der Böcke wirkt sich entgegen der landläufigen Meinung durchaus auf das Wesen aus. Kastraten sind in der Regel deutlich ruhiger und ausgeglichener, auch im Umgang mit anderen Jungs.

      Bei jung kastrierten Böcken fällt es meist weniger auf, da sie noch in der Entwicklung sind. Sowohl körperlich, als auch vom Verhalten her. Erwachsene, im Wesen schon gefestigte Böcke reagieren teils schon kurz nach der Kastration deutlich entspannter.
      Kastraten behalten ihr Bockverhalten bei, sie wissen nach wie vor was sie sind, sind allerdings in der Regel weit weniger explosiv.
       
    • Duo oder Gruppe?
      Duos klappen im Normalfalls auch unkastriert gut, ab dem dritten Bock wird es oftmals schwierig. Einer macht immer auf dicke Hose und mischt früher oder später den Rest der Mannschaft auf.
      Auf Dauer würde ich bei einer 2+x-Konstellation zur Kastration aller Böcke raten, sobald es anhaltend unruhig in der Gruppe wird.
      Entgegen oft gegebenem Rat, bitte nicht erst abwarten, bis sie sich ernsthaft verletzen! Zum einen, um unnötige schwere Verletzungen zu vermeiden, zum anderen um ein gänzliches Kippen der Stimmung innerhalb der Gruppe zu verhindern. Ist dies der Fall ist ein weiteres Zusammenhalten auch nach der Kastration der Jungs wenig Erfolg versprechend.
       
    • Anhaltender Streit. Was nun?
      Kleinere Geplänkel mit viel Lärm aber ohne Bissverletzungen sind normal und verlangen kein Eingreifen. Kommt es jedoch immer wieder zu Bisswunden oder gar zu einer handfesten Rauferei, sollte zu Gunsten der Tiere entschieden und getrennt werden. Mit diesen Tieren entweder einen Neustart mit anderen (Jung-) Böcken, kastriert oder unkastriert, wagen oder nach Kastration und Abwarten der nötigen Frist (4-6 Wochen) einem oder mehrere Weibchen zugesellen. Integrieren in eine schon vorhanden Haremsgruppe (Weibchen mit einem oder mehr Bock/Böcken) ist ebenfalls denkbar.

       
  • Gemischtgeschlechtliche Gruppe/Harmesgruppe:
    Optimal ist  eine gemischte Gruppe mit einem Bock und einem oder mehreren Weibchen. Unter bestimmten Voraussetzungen sind ebenfalls Harmesgruppen mit mehreren kastrierten Böcken durchaus möglich.
    In Harmesgruppen ist immer etwas los! Das gesamte Verhalten und sämtliche Lautäußerungen wozu ein Meerschweinchen fähig ist, können beobachtet/vernommen werden. Zänkische Weibchen werden verträglich, rauflustige Böcke charmant und nachsichtig.


    • Wann darf der Kastrat zu seinen Mädels?
      Eine wichtige Voraussetzung dieser Gruppenhaltung ist, dass der Bock schon Wochen (4-6), bevor er zu dem/n Weibchen gesetzt wird, kastriert worden ist! Andernfalls kommt es zu unkontrollierter Vermehrung der Meerschweinchen, die weder der Gesundheit der Tiere (speziell natürlich der Weibchen) noch dem Halter (kostet jede Menge Zeit, Platz und Geld) zuträglich ist!
       
    • Mehrere Kastraten in eine Harmesgruppe. Ist das möglich?
      Unter bestimmten Voraussetzungen ist ebenso eine harmonische Eingliederung mehrerer Kastraten möglich. Hierbei müssen allerdings einige Dinge beachtet werden:
       
      • Abwarten der Nach-Kastrationsfrist von 4, besser 6 Wochen
        Diese Frist muss mindestens abgewartet werden, um die Rest-Deckfähigkeit des Kastraten auszuschließen. Zudem kommt, dass die Kastraten mit verstreichen der Zeit bockverträglicher werden. Ab einem halben Jahr seit Kastration, ist kaum noch mit größeren Problemen bei der Eingliederung zu erwarten.
        Das Alter spielt eigentlich keine Rolle, jung wie alt ist gleichermaßen möglich. Sehr von Vorteil ist jedoch eine vorangegangene gute Sozialisation, was besonders durch Aufwachsen in einem Bockrudel gegeben ist.
         
      • großflächiges Platzangebot
        Die Tiere müssen sich ausweichen können! Die gängigen Käfige und Regalbauten mit einer Tiefe von 60 cm sind dafür vollkommen ungeeignet. Eine Mindestgrundfläche von 1.50 m x 2 m (am Stück, nicht aufaddiert) für eine kleine Gruppe mit 2 Kastraten sollte gegeben sein. Je größer die Fläche, desto besser.
         
      • reichlich Rückzugsmöglichkeiten
        Ohne ausreichend Rückzugsmöglichkeiten (vorzugsweise großflächige Unterstände statt Häuschen) nutzt die größte Stallfläche nichts. Dies gilt nicht nur für Mehrkastraten-Gruppen, sondern generell.
         
      • ausgewogenes Geschlechterverhältnis
        Zumindest zu Beginn der Mehrkastraten-Haremsgruppe muss die Anzahl der Weibchen die der Männchen deutlich übersteigen. Ist das Kastraten-Team schon über lange Zeit zusammen gewachsen, spielt das Verhältnis keine große Rolle mehr.
         
      • nichts erzwingen
        Kommt es trotz allem zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Kastraten muss zunächst getrennt werden. Ein weiterer Versuch einige Wochen später und nach nochmaligen Überprüfen und eventuell nötigem Nachbessern der tierischen Wohnsituation, kann die Zusammenführung wiederholt werden. Keine Einzelhaltung bis zum erneutem Versuch.

        Gehege-Beispiel für die Haltung einer Mehr-Kastraten-Haremsgruppe:
        > Zimmergehege
         
    • Weibchen kastrieren lassen?
      Die Kastration (Entnahme der innern Geschlechtsorgane) wird nur bei medizinisch angezeigten Fällen vorgenommen. Dies können Gebärmutter-Vereiterungen, entartete Ovarialzysten etc. sein. Dies stellt einen schweren, nicht selten tödlich endenden  Eingriff (Bauch-Operation) für das Tier dar  und wird nicht zur Verhinderung ungewollten Nachwuchs vorgenommen. Die Kastration der männlichen Tiere (Entfernung der Hoden) ist vergleichsweise wesentlich  unkomplizierter, wenn auch hier nicht ohne Risiko für das Tier.
       
    • Zucht?
      Auch die kontrollierte Zucht ist gut zu überdenken! Junge Meerschweinchen sind selten so leicht unterzubringen, wie der begeisterte Halter vorher denkt. Auch wenn es sich nur um einen einzigen Wurf handelt. Viele Dinge sind vorher zu bedenken und zu erlernen!

      Ist Nachwuchs gewünscht, empfiehlt es sich dringend, sich vorher ausführlich über Zuchtalter, -tauglichkeit und genetische Problematiken (Dalmatiner/Schimmel!) kundig zu machen. Ebenso ist vorher zu klären, was mit den Jungtieren geschehen soll. Abgeben in Zoofachhandlungen, Tierheim oder über Anschläge im Supermarkt sind nicht unbedingt die besten Lösungen. Oft müssen die Jungtiere noch einige Wochen oder Monate versorgt werden, bis sich ein geeigneter Abnehmer findet. Sind Zeit, Platz, Geld sowie der Wille dafür vorhanden? Bei tiergerechter Haltung lässt sich die Haushaltskasse / dasTaschengeld kaum durch Verkauf von Nachzuchten auffrischen.