Meerschweinchen-Steckbrief

Ursprung:
Das Hausmeerschwein (Cavia aperea f. porcellus) entstammt vermutlich dem Tschudi-Wildmeerschweinchen (Cavia aperea tschudii).
Form, Farbe, Proportionen, sogar Lebensweise und Lautäußerungen weichen inzwischen zum Teil deutlich vom wilden Ursprung ab.

Vergleich des Körperbaus Wildmeerschweinchen / Hausmeerschweinchen / Rassemeerschweinchen

Herkunft:
Die Heimat des Wildmeerschweinchens ist Südamerika. Die Domestikation erfolgte schon 5000 – 2000 v. Chr. Ursprünglich als Opfertier und Nahrungsmittel (entsprechend unserem Kaninchen) gehalten. Das Meerschweinchen wurde erstmals im 16. Jahrhundert nach Europa verbracht. Heute wird das Meerschweinchen in Europa als Labor- und Futtertier genutzt, doch ebenso ist es ein beliebtes Haustier.

Namensgebung:
Vermutlich heißt das Meerschweinchen „Meerschweinchen“, da es zum einem über das Meer gebracht wurde und zum anderen, da das Quieken entfernt an Ferkel erinnert, zudem vermutlich auch wegen der rundlichen Köperform.

Lebensweise:
Gruppentiere, die erst im Verband (idealer Weise 1 Bock mit mind. 2 Weibchen)  ihr gesamtes Verhaltensspektrum ausleben.
Von Einzelhaltung ist dringend abzuraten! Auch ein Kaninchen ist kein Ersatz, da es sich dabei um eine völlig andere Art mit seinen eigenen arteigenen Verhaltensweisen handelt.
Bei üblicher Käfighaltung ist ein kastrierter Bock mit mehreren Weibchen optimal. Bei großzügigen Platzangebot und guter Strukturierung des Geheges ist die Haltung einer Weibchengruppe mit mehreren kastrierten Böcken ebenso unproblematisch.
-> Grundausstattung  Gruppen-Konstellation

Körperbau:

  • Gedrungener Körperbau. Der Kopf nimmt etwa 1/3 der Köperlänge ein. Die Köperlänge beträgt beim erwachsenen Tier durchschnittlich ca. 30 -33 cm, das Gewicht ca. 1000 – 1300 g (Böcke oft etwas größer und schwerer als die Weibchen).
  • Die Augen sind groß und rund. Durch die seitliche Anordnung ist ein weites Gesichtsfeld gewährleistet.
  • Die Ohren sind beim Rassemeerschweinchen groß, oval und hängend. Das ursprüngliche Hausmeerschweinchen hat eher kleinere, rundere Stehöhrchen. Die Außenseite ist nur spärlich behaart, die Innenseite des Ohres meist deutlich stärker.
  • Das Gebiss weist im Ober- als auch Unterkiefer je 2 Nagezähne, sowie je 6 Backenzähne auf. Zwischen den Nage- und den Backenzähnen befindet sich eine große Zahnlücke.
  • Die Beine sind verhältnismäßig kurz. Die Füße sind an der Oberseite behaart, die Fußsohlen sind nackt. Die Vorderfüße weisen 4 kurze Zehen, die Hinterfüße 3 lange Zehen mit ebenso langen Krallen auf.
  • Zwischen den Hinterbeinen befindet sich bei beiderlei Geschlecht ein Paar Zitzen.
  • Das Meerschweinchen besitzt keinen sichtbaren Schwanz.
  • Im Bereich des Schwanzansatzes, oberhalb des Afters befindet sich die sog. Kaudaldrüse. Bei unkastrieren Böcken ist dieser Bereich oftmals mit einem Sekret leicht verklebt, bei Weibchen und Kastraten meist unaufällig.
  • Im Bereich des Afters befindet sich innerhalb einer Hautfalte (Perinealtasche) die Perinealdrüse. Sie sondert eine cremige Substanz ab, die u.a. dem Markieren des Reviers dient. Auch diese Drüse ist bei unkastrierten Böcken deutlich ausgeprägter und aktiver.

Kurze Beine und Anordnung des Mäulchens sind ideal auf das Abweiden von kurzen Gräsern und Kräutern angepasst. Der walzenförmige Körper, der keilförmige Kopf sowie die kräftigen Krallen ermöglichen leichtes Fortkommen auch durch verfilztes Gestrüpp. Vorhandene Hohlräume werden genutzt, jedoch nicht selbst gegraben. Hausmeerschweinchen bewegen sich überwiegend laufend voran, Sprünge sind weder weit noch hoch. Sie sind keine Kletterer.
-> Gesundheitskontrolle  Fuß & Zehen  Geschlechtsbestimmung  Perinealtasche  Zähne

Körperbau Kopf/Rumpf-Verhältnis
Körperbau: Verhältnis Kopf / Rumpf
Körperbau: Ruhestellung / Aktivität
Körperbau: dorsal/ventral
Körperbau: Rücken- / Bauchansicht
Körperbau: Ventralansicht eines Meerschweinchen

Nahrung:
Die  natürliche Nahrung besteht vorwiegend aus Gräser und Kräutern.
Vor allem Gräser enthalten Mineralien, die Zähne stark abnutzen. Als Anpassung an diese Nahrung wachsen die Zähne (Nage-, als auch Backenzähne) des Meerschweinchens ein Leben lang. Bei heu-/grasarmer Fütterung kann es daher leicht zu Fehlstellungen des Gebisses kommen, die wiederum lebensbedrohlich für das Tier sind.
Das Futter des Hausmeerschweinchens sollte überwiegend aus Heu bestehen, dazu Frischfutter in Form von frischem Wiesenschnitt, Gemüse, nur wenig Obst, sowie einem guten Trockenfutter (vorzugsweise Pellets speziell für Meerschweinchen, gegebenenfalls mit Trockengemüse und Kräutern).
-> Ernährung  Zähne

Geschlechts-/Zuchtreife:
Die Geschlechtsreife tritt beim Weibchen schon mit ca. 3 Wochen, beim Bock mit ca. 6 Wochen ein. Die Böckchen daher im Alter von ca. 4 Wochen in eine reine Böckchengruppe überführen.
Die Zuchtreife ist erheblich später anzusetzen. Gute Gesundheit vorausgesetzt, können die Tiere ab einem Alter von etwa 5-6 Monaten zur Zucht eingesetzt werden. Zur Zucht sind jedoch noch weitere wichtige Kriterien wie z.B. Gewicht, Zuchtpausen, Zuchtdauer und genetische Veranlagung zu beachten! Bitte vorher gründlich recherchieren.
-> Geschlechtsbestimmung

Tragzeit:
Ca. 10 Wochen.
Die Weibchen können schon kurz nach der Geburt erneut aufnehmen. Wird das Weibchen nicht gedeckt, ist es etwa alle 3 Wochen aufnahmebereit.

Meerschweinchen nichttragend/hochtragend
Meerschweinchen: nicht-tragend / tragend

Wurfgröße:
Meist 1-4 Jungtiere, Wurfstärken bis 10 Jungtiere sind allerdings ebenso möglich.

Geburt:
Meerschweinchen bauen keine Wurfnester wie z.B. Kaninchen. Wenige Stunden vor der Geburt hält sich das Muttertier vorwiegend an einem Ort auf. Dadurch und durch häufiges Wenden und Drehen entsteht eine Kuhle, in der – sofern ungestört – die Geburt stattfindet.
Die Jungtiere wechseln noch im Mutterleib von den Milchzähne zu den dauerhaften Zähnen. Sie kommen vollständig behaart, sehend und hörend zur Welt. Schon kurz nach der Geburt folgen sie der Mutter. Sie sind schon wenige Stunden nach der Geburt in der Lage zusätzlich zur Muttermilch feste Nahrung zu sich zu nehmen.
Das Geburtsgewicht beträgt +/- 60 g – 100 g, abhängig von der Wurfgröße. Je größer der Wurf, desto leichter sind meist die Jungtiere bei der Geburt. Bei Einzelkindern ist ein Gewicht von über 100 g keine Seltenheit.

Säugezeit:
Ca. 3 Wochen.
Das Meerschweinchen hat zwischen den Hinterbeinen lediglich zwei Zitzen, die sich – unabhängig von der Wurfgröße – alle Jungtiere teilen. Die Jungtiere nehmen schon ab dem ersten Tag neben der Muttermilch feste Nahrung zu sich, erst nur spärlich, zunehmend immer mehr.

säugende Meerschweinchen mit Jungtieren

Lebenserwartung:
Meist 5-6 Jahre, in seltenen Fällen sogar bis zu 12 Jahre.

Haarstruktur / Farben / Rassen:
Neben dem normalen, rasselosen Hausmeerschweinchen wurden auch bei diesen Tieren Rasseformen heraus gezüchtet (siehe oben: Ursprung, Abb. Vergleich Wild-/Hausmeerschweinchen).
Bei der Rassezucht wird im wesentlichen Augenmerk auf Körper- und Kopfform, Ohrform und -haltung, Haarlänge und -struktur, Fellfarbe und -zeichnung, sowie Augenfarbe gelegt:
  Kopf und Körper: gedrungen, rundlich, kräftig Augen: groß und klar Ohren: groß, oval (ca. 4 cm x 2,5 cm am erwachsenen Tier) und hängend Haarlänge: bei Kurzhaartieren ca. 3 cm, bei Langhaartieren bodenlang (wächst beständig, muss eingekürzt werden) Haarstruktur: glatthaarig (z.B. Glatthaar, Sheltie, Angora), in sich gekräuselt (z.B. Rex, Teddy, Merino, Lunkarya) mit Wirbel/Rosetten (z.B. Crested, Rosetten, Mohair) oder ohne (z.B. Glatthaar, Sheltie, Texel) Haarfarben: die Grundfarben sind Weiß, Rot und Schwarz. Alle weiteren Farben wie z.B. Safran, Creme, Buff, Lilac, Slate blue und Schokolade sind genetisch bedingte Aufhellungsformen der beiden Grundfarben Schwarz und Rot.
Das einzelne Haar kann in einer Haarfarbe gehalten sein oder gebändert Aufbau aufweisen (agouti, argente) Fellzeichnung: hier werden diverse Farbkombinationen in vorgegebenen, klar voneinander abgegrenzten Farbfeldern und/oder farblich gut durchmischte Fellpartien angestrebt. Z.B. Schildpatt mit oder ohne Weiß, Bindle, Magpie, Schimmel und Dalmatiner. Augenfarbe: genetisch bedingt von der Fellfarbe abhängig. Die Augenfarbe reicht von hellroten („pink eyes“) über dunklere, rötlich glimmende Feueraugen („fire eyes“) bis zu fast schwarzen, dunkelbraunen Augen („dark eyes“).